Counselling
Erinnern
Sie sich noch an Counsellor Deanna Troi
aus Star Trek – The Next Generation?
Die Schauspielerin Marina Sirtis übernahm die Rolle einer Beraterin
mit der Hauptaufgabe, Verhaltensweisen, Emotionen und Gemütszustände von Aliens
zu bewerten und Captain Picard entsprechende
Ratschläge zu geben. Ich komme nicht umhin, dieser Figur eine gewisse „Initialzündung“
zu verdanken, wenn es ums Lesen von Personen geht.
Seit 2007 suche und kombiniere ich
nun Techniken, mit denen man Gemütszustände erkennen und entsprechend
interpretieren kann. In den meisten Fällen funktioniert das „Erkennen“ über
Beobachtung von Makroausdrücken (symbolische und manuelle Gesten,
Körperverhalten) und Mikroausdrücken (Mimik). Diese ergänze ich um einen
Bereich, den ich recht lapidar als „Aussagen“ bezeichne. Der Begriff "Lügen" sei
hier vollkommen wertneutral als verbale Ausdrucksform zu verstehen.
Als Counsellor fungiere ich (zumeist) als passiver Beobachter bei Bewerbungsgesprächen, Verhandlungen oder Personenbefragungen. Nach Abschluss des Gespräches analysiere und bewerte ich meine Beobachtungen (bzw., so möglich, auch Video-Aufzeichnungen) und diskutiere anschließend mit Ihnen diese Ergebnisse.
Im Zentrum meiner Arbeit stehen jene drei Teilbereiche, die ineinander greifen und nur selten unabhängig
voneinander anzutreffen sind.
Mikroausdrücke
Mikroausdrücke
sind Signale des Körpers, die in eindeutiger oder mehrdeutiger Weise den
Gemütszustand einer Person anzeigen können. Sie fungieren dabei wie eine
Leuchtschrift – leider hat diese Leuchtschrift nur eine sehr geringe und
kurzlebige Leuchtkraft.
Erleichtert
wird das Entdecken von Mikroausdrücken dadurch, dass sie oftmals im Rudel (sog.
Cluster) auftreten und sich aus der Summe der Einzelaspekte ein Gesamtbild
(Emotion oder Gemütszustand) ableiten lässt.
Der
Schauplatz von Mikroausdrücken ist zumeist das Gesicht. Hier zeichnen sich
feinste Veränderungen ab, die es zu entschlüsseln gilt.
Markroausdrücke
Im Vergleich zu Mikroausdrücken
sind Makroausdrücke (ein hier verwendetes Kunstwort) eher als rustikal zu
bezeichnen.
Makroausdrücke sind in der Regel fließende Körperbewegungen
bei denen der Ausgangspunkt des sich bewegenden Körperteils nicht der Endpunkt
ist oder auch Null-Bewegungen, sog. Freezes.
Die Dauer für Makroausdrücke liegt im Sekundenbereich – sie
sind also ohne größere Probleme zu beobachten, wenn sie im Sichtfeld des
Beobachters liegen. Darin liegt auch der größte Unterschied zu den Mikroausdrücken,
die vorrangig im Gesicht ihren Platz haben und in Sekundenbruchteilen mit
wesentlich geringerem optischem Erkennungspotential kleinflächiger erfolgen.
Makroausdrücke treten selten im Gesicht auf. Ausnahmen sind z.B. ein mehrere
Sekunden dauerndes Mundverziehen bei Ekel oder nachdenkliches Stirnrunzeln.
Das
Kniffelige an Makroausdrücken ist, dass sie alleine auftreten können (keine
Cluster), mitunter divergierende Bedeutungen haben z.B. bei Männern und Frauen
oder aufgrund kultureller Aspekte) und mit etwas Übung als „schauspielerisches“
Element eingesetzt werden können.
Aussagen
Aussagen (verbal oder
nonverbal), die hierbei in Betracht gezogen werden, sind entweder Fakten (die
Wahrheit) oder Lügen. Irrtümer und subjektive Meinungen bleiben zumeist außen
vor. Das Lügen sei hier wertneutral zu verstehen.
Eine Lüge als solche soll hier weder verteufelt noch für gut befunden.
Es geht beim Lügens immer um
Täuschung oder Verfälschung (vgl. Dr. Paul Ekman) – der Lügner gibt wissentlich
Informationen weiter (oder behält sie zurück), die dem Belogenen ein falsches oder
unvollständiges Bild suggerieren sollen. Es sei hier also alles betrachtet, von
der gesellschaftlich erwarteten Höflichkeit über Notlügen bis hin Irreführung
aus Gründen der Scham oder Furcht.
In der Regel gibt es nur eine
Wahrheit – diese ist (theoretisch) tatsachenbezogen und frei von Subjektivität.
Dem gegenüber stehen viele Variationen der Lüge welche teilweise ergänzt werden
durch Irrtümer und Meinungen.